Ergebnisse der Kleinsäugererfassungen

Die Erfassung der Kleinsäugerfauna erfolgte überwiegend mittels Lebendfallen (je fünf Fallen/Transekt bei acht bis zehn Transekten pro Maßnahmenfläche), die entlang von festgelegten Transekten ausgebracht wurden. Als Köder dienten Haselnüsse und Rosinen. Die Transekte wurden so gelegt, dass zum einen geräumte, zum anderen ungeräumte Teilflächen in die Untersuchungen einbezogen worden sind. Jeweils vier Transekte befanden sich in den vom Schnittgut geräumten bzw. ungeräumten Bereichen. Dieser Anordnung wurde auch in der Auswertung der Daten für die Jahre 2008 und 2009 Rechnung getragen.

Im Jahr 2010 wurde diese Differenzierung aufgegeben, da die strukturellen Unterschiede mittlerweile durch die aufgewachsene Vegetation völlig verwischt worden waren. Darüber hinaus wurden im ersten Untersuchungsjahr (2008) in angrenzenden, noch nicht umgestalteten Waldbeständen ebenfalls Fallen ausgebracht um Referenzdaten zu erhalten.

Bestandsentwicklung

Grafik Entwicklung der Nagerbestände

Entwicklung der Nagerbestände (ohne Bilche) in den Jahren 2008 bis 2010. Dargestellt sind die Summen der Abundanzen auf allen Maßnahmenflächen.

Bereits im zweiten Jahr nach Durchführung der Maßnahme nahmen die Bestände einiger Arten (Rötel- und Waldmaus sowie Gelbhalsmaus) deutlich zu, um im Untersuchungsjahr 2010 dann sogar geradezu explodieren. Diese Entwicklung wurde nicht nur auf den Maßnahmenflächen festgestellt, sondern war in der gesamten Region zu beobachten. Maßgeblich verantwortlich für diese Entwicklung dürfte der Witterungsverlauf sein, insbesondere der gute Sommer 2009 und der sehr schneereiche Winter 2009/2010. Die meisten Nagerpopulationen konnten diesen Winter ohne (oder so gut wie ohne) Verluste gut geschützt unter der hohen Schneedecke überstehen. Im Sommer 2010 haben sich die Nager weiter vermehren können, so dass sie äußerst individuenstark in den Winter 2010/2011 gegangen sind.


Darstellung der Habitatpräferenzen der Kleinsäuger in Bezug auf ihre Deckungsansprüche.

Darstellung der Habitatpräferenzen der Kleinsäuger in Bezug auf ihre Deckungsansprüche.

Eine der Kernfragen in diesem Zusammenhang ist, welchen Einfluss die Nager (und unter ihnen vor allem die als Forstschädlinge besonders gefürchteten Kurzschwanzmäuse) auf die Entwicklung der Gehölze auf den Maßnahmenflächen nehmen. Bisher konnten zwar noch keine Fraßschäden an den Wurzeln und Wurzelhälsen der Jungbäume festgestellt werden, allerdings ist zu befürchten, dass sich dies im Winterhalbjahr 2010/2011 ändern wird. Insbesondere die als Forstschädling gefürchtete Rötelmaus hat sich im letzten Jahr massiv vermehrt („Mäusegradation“). Die Untersuchungen im nächsten Jahr werden zeigen, welche Folgen die Gradation für die Gehölzvegetation hat.


Exkurs: Nagetiere als Forstschädlinge

Forstliche Schäden werden fast ausschließlich durch Kurzschwanzmäuse verursacht. Kurzschwanzmäuse gehören zu den Wühlmausarten und können durch ihr massenhaftes Auftreten empfindliche Schäden an Forstkulturen anrichten. Neben Erd- und Feldmaus (Gattung Microtus) gehören Rötel- und Schermaus (Gattungen Myodes und Arvicola) in diese Gruppe.

Folgende Schadbilder treten auf:

Erdmaus:

  • benagen Rinde und Splint junger Laubbäume v. a. am Stammfuß
  • ringeln gewöhnlich den ganzen Stamm (meist Todfraß!)
  • nagen auch Stämmchen bis 2 cm dicht oberhalb des Bodens am Wurzelhals ab
  • Nagespuren sind max. bis 0,7 mm breit, der Splint wird i.d.R. tief verletzt

Feldmaus:

  • benagt den unteren Stammbereich, aber auch unterirdisch die Wurzeln, durchnagt aber Stämmchen nicht

Rötelmaus:

  • benagt die Rinde am Stamm, bevorzugt jedoch an dünnen Zweigen (klettert zum Teil mehrere Meter in die Höhe)
  • sowohl Nadel- als auch Laubbäume sind betroffen, v. a. Lärche
  • nagt eher plätzeweise
  • nagt gewöhnlich nicht in den Splint (Schaden kann meist gut ausheilen)
  • seltener werden ganze Stämmchen, Äste und Zweige abgenagt
  • Nagespuren schmal (bis max. 0,7 mm)

Schermaus (auf den Flächen bisher nicht vorhanden):

  • benagt während der Vegetationsruhe unterirdisch Wurzeln der Waldbäume vom Wurzelende beginnend zum Wurzelstock hin rübenförmig ab
  • Nagezahnspuren meist breiter als 2 mm, grobfaserig
  • v. a. auf Erstaufforstungsflächen und Jungwüchsen an Laub- und Nadelholz bis Armstärke

Gefährdungsgrad Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus

  • Stark (auch bei Normaldichte) bei Rotbuche, Hainbuche, Kirsche, Esche, Ahorn, Weide, Lärche, Wildobst, Elsbeere
  • Mittel (+/- nur bei Gradation) bei Douglasie, Fichte, Eiche, Pappel, Robinie
  • +/- nicht (auch nicht bei Gradation) bei Kiefer, Tanne, Linde, Birke, Erle, Walnuss, Vogelbeere, Mehlbeere

Quelle: www.aelf-an.bayern.de

Geräumte und ungeräumte Teilflächen

Während sich im Jahr 2008 noch eine deutliche Präferenz der Nager für die nicht geräumten Bereiche zeigte, waren diese Unterschiede bereits im Folgejahr (2009) aufgrund der ausschlagenden Gehölze und der aufkommenden Strauch- und Krautschicht nicht mehr feststellbar

Aus dieser Entwicklung lässt sich ableiten, dass eine Räumung des Schnittguts im Bereich der Waldränder lediglich einen kurzfristige Vorteil in Bezug auf die Entwicklung des Kleinsäugeraufkommens bringt. Diese Erkenntnis ist insofern relevant, da zumindest aus Sicht der Schadensprävention auf die kostenintensive Räumung der Flächen verzichtet werden kann.

Inwieweit die Räumung von Vorteil sein könnten, wenn das erste Jahr nach der Gestaltung eines Waldrandes mit einer Mäusegradation zusammenfällt, kann noch nicht abgeschätzt werden. Auch hierzu müssen die Ergebnisse des nächsten Jahres abgewartet werden.


Mittelwaldähnliche Waldrandgestaltung und -nutzung
Online: http://www.waldrandgestaltung.de/ergebnisse/monitoring/saeuger/index.php [Datum: 28.03.2024]
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